Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien zur Behandlung von Gonarthrose von 2018, wird zunächst eine Therapie mit Salben empfohlen und dann, bei nicht ausreichender Wirkung, können Tabletten eingesetzt werden. Als Tabletten werden NSAR, die sogenannten nicht steroidalen Antirheumatika empfohlen.
NSAR reduzieren Entzündung und Schmerz durch die Reduktion von Cyclo-Oxygenasen (COX-1/COX-2) und durch die Hemmung der Prostaglandin-Produktion.
Ältere, nicht-selektive NSAR (Iburpofen, Diclofenac, Naproxen) hemmen sowohl COX-1 als auch COX-2.
Neuere, selektive NSAR (Celecoxib und Etoricoxib) inhibieren selektiv COX-2. Dieses spielt eine größere Rolle in der durch Prostaglandine vermittelten Entzündungskaskade.
Prostaglandine ist ein Gewebshormon, dass an der Entstehung von Schmerzen und Entzündungen beteiligt ist. Es hat aber auch eine starke Schutzfunktion für die Magenschleimhaut und ist an der Regulierung des Blutvolumens durch die Nieren beteiligt .
Wie gut wirken NSAR?
Nach neuster Studienlage wirken NSAR Pflaster bei Kniearthrose besser als ein Placebo bezüglich der Schmerzreduktion. Diclofenac-Pflaster zeigten den größten Effekt auf Schmerzen. Die schmerzhemmende Wirkung ist mit der oralen Einnahme vergleichbar, bei deutlich geringeren Nebenwirkungen. Eine Kombination von oraler und topischer Anwendung zeigte keinen Vorteil.
Bei Gonarthrose wirken NSAR geringfügig besser als Paracetamol. Die besten Ergebnisse bei der Schmerzreduktion erzielte eine Kombination von Ibuprofen und Paracetamol. Die Effekte von NSAR; Tramadol und starken Opiaten waren vergleichbar.
Wie sehen die Nebenwirkungen von aus NSAR aus?
Gastrointestinale Nebenwirkungen
Die Einnahme von NSAR erhöht das Risiko (Perforationen, Magengeschwüre, Blutungen) um das 2-4 fache im Vergleich zu keiner Einnahme.
Coxibe und Diclofenac zeigen das geringste Risiko.
Verdauungsstörungen treten bei ca. 8-12% der Menschen auf (bei Applikation einer hohen Dosis). Dieses Risiko verringert sich um 12%, wenn man Coxibe einnimmt oder um 66%, wenn man nicht-selektive NSAR mit Protonen-Pumpen-Inhibitor verwendet. Die Einnahme von unterschiedlichen NSAR potenziert das Risiko.
Die Kombination von Aspirin/ Antikoagulantien mit NSAR erhöht bei älteren Menschen das Risiko für innere Blutungen um den Faktor 13.
Kardiovaskuläre Nebenwirkungen:
Coxibe und Diclofenac erhöhen das Risiko für Myokardinfarkte im Vergleich zu Placebo um 70%. Ibuprofen (2400mg täglich) erhöht das Risiko um die Hälfte.
Naproxen scheint sicherer zu sein. Es erhöht die Chance für einen Herzinfarkt um 53%. Celecoxib birgt ein vergleichbares Risiko, wie Ibuprofen oder Diclofenac.
Beobachtungsstudien zeigen ein um ein Drittel erhöhtes Risiko von NSAR für einen Schlaganfall.
NSAR verdoppeln das Risiko für ein Herzversagen.
NSAR können ein Herzversagen verschlechtern, gerade bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen und Einnahme von Diuretika.
Es besteht kein Behandlungsfenster für Patienten mit kardiovaskulären Grunderkrankungen. Das Risiko beginnt sich innerhalb der ersten Woche nach NSAR Einnahme zu erhöhen und erhöht sich weiter bei längerer Gabe.
Die erhöhten Risiken scheinen dosisabhängig bei Celecoxib, Ibuprofen und Naproxen zu sein.
Können Mikronährstoffe unterstützen ?
Die Magenschleimhaut gehört zu den größten Vitamin-C-Depots im menschlichen Körper. Unter Einnahme von NSAR oder Aspirin wird der Verbrauch von Vitamin-C deutlich erhöht. Die zusätzlich Gabe von Vitamin-C verringert das Risiko von Magenschleimhautschäden.
Die Einnahme von NSAR stören die Resorption und den Stoffwechsel von Folsäure und Vitamin B12. Eine entsprechende Substitution, nach Laborwerten, sollte erfolgen.
Vitamin E und Omega-3-Fettsäuren wirken anti-entzündlich und können so den Bedarf an NSAR reduzieren.
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