Plantarfaszie FersEnspoen

Die Plantarfaszie – unterschätzte Heldin in unserem Fuß

Unsere Körper sind komplex und es gibt unscheinbare, aber dennoch entscheidende Komponenten, die eine maßgebliche Rolle für unsere Beweglichkeit und Mobilität spielen. Eine solche unterschätzte Heldin ist die Plantarfaszie. Sie erstreckt sich entlang der Unterseite des Fußes und agiert im Verborgenen, doch ihre Bedeutung für unsere Fortbewegung ist immens. Ohne sie wären Gehen, Stehen und Laufen unmöglich. Es ist an der Zeit, diese leise Heldin aus dem Schatten zu holen und ihre wichtige Arbeit genauer zu betrachten. Denn oft wird uns erst bei Problemen – sei es durch Überlastung oder Entzündungen – bewusst, wie sehr wir auf die reibungslose Funktion der Plantarfaszie angewiesen sind.

Was ist die Plantarfaszie?

Als dickes, bandartiges Bindegewebe erstreckt sie sich von der Ferse bis zu den Zehen und bildet eine federähnliche Unterstützung des Fußgewölbes. Diese Struktur ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Belastungen des Gehens, Laufens und Stehens absorbiert und somit ein reibungsloses Funktionieren des Fußes ermöglicht.

Die Plantarfaszie fungiert als natürlicher Stoßdämpfer und trägt dazu bei, das Gewicht gleichmäßig auf den Fuß zu verteilen, was für eine effektive Stoßdämpfung beim Gehen oder Laufen unerlässlich ist. Darüber hinaus hilft sie, die Gelenke vor übermäßigem Druck zu schützen und unterstützt die Gesamtstabilität des Fußes. Ihre Strukturierung des Fußgewölbes ist daher von entscheidender Bedeutung, um Verletzungen und Deformationen vorzubeugen und eine optimale Funktionalität des Fußes sicherzustellen.

Häufige Probleme mit der Plantarfaszie

Früher wurde für Schmerzen in der Ferse der sogenannte Fersensporn verantwortlich gemacht. Auf Röntgenbildern ist häufig ein kleiner knöcherner Haken unterhalb des Fersenbeins zu sehen. Nach neuen Erkenntnissen ist diese Verknöcherung allerdings nicht die Ursache von Problemen der Plantarfaszie, sondern ihr Versuch, Überbelastungen auszugleichen und die Sehne durch Calciumanlagerungen zu schützen. Ein im Röntgenbild sichtbarer Fersensporn bedeutet nicht automatisch, dass der Patient Schmerzen verspürt. Der Zusammenhang zwischen Fersensporn und Schmerz ist mehrdimensional und komplex. Für die Entstehung der Schmerzproblematik auf der Fußunterseite können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen wie Alter, Lebensstil, Begleiterkrankungen, Übergewicht, das Nervensystem sowie strukturelle Gegebenheiten und eine extrem sportliche bzw. extrem bewegungsarme Lebensweise.

Typischerweise treten die Schmerzen morgens mit den ersten Schritten auf und verschlimmern sich im Verlauf des Tages durch zunehmende Belastung. Über Nacht, wenn der Fuß entlastet wird, nimmt der Schmerz ab, während gleichzeitig die Steifheit der Plantarfaszie zunimmt. In den frühen Morgenstunden sind die Betroffenen in der Regel schmerzfrei, zumindest bis zur ersten Belastung des Fußes. Die Diagnose wird durch die Krankengeschichte und die klinische Untersuchung des Patienten gestellt.

Bei Problemen mit plantarem Fersenschmerz können verschiedene Maßnahmen hilfreich sein

– Dehnung der Plantarfaszie und der (meist verkürzten) Wadenmuskulatur
– Hochintensives Krafttraining zur Stärkung der Fußmuskulatur
– Verwendung von Einlagen zur Unterstützung der Fußgewölbe
– Einsatz von Kortisonspritzen, wobei auf mögliche Nebenwirkungen geachtet werden sollte
– Kurzzeitige Anwendung von festem Tape zur Modifikation der Symptome
– Stoßwellentherapie zur Behandlung von chronischem Fersenschmerz
– Verwendung von Nachtlagerungsschienen zur Entlastung der Plantarfaszie während des Schlafs

Trainingsprogramm für eine gesunde Plantarfaszie

Übung 1 – der kurze Fuß nach Janda

Eine klassische Fußübung trägt den Namen des tschechischen Neurologen Vladimir Janda: der „Kurze Fuß nach Janda“ oder auch propriozeptive sensomotorische Fazilitation. Hierbei werden durch sensorische Reize und einen stabilen Stand Muskelketten in der Fußsohle aktiviert. Dabei liegt der Fokus auf einer gleichmäßigen Belastung von Ferse, Fußballen und Außenkante. Das Erlernen dieser Aktivierung kleiner Strukturen im Fuß erfordert häufig eine gewisse Übung.

Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl und positionieren Sie Ihre Füße parallel auf dem Boden, mit Hüfte und Knien im rechten Winkel. Üben Sie zunächst barfuß Druck auf die Ferse aus und spreizen Sie Ihre Zehen auseinander. Drücken Sie dann Ihre Zehen fest auf den Boden, ohne sie zu krallen, und verkürzen Sie den Fuß, indem Sie Ferse und Zehen aufeinander zubewegen. Halten Sie diese Position für 5 Sekunden und wiederholen Sie die Übung zweimal. Die Übung wird deutlich schwerer, wenn Sie sie im Stehen oder im Einbeinstand ausführen.

Übung 2 – Spreizübung der Zehen

Stellen Sie sich aufrecht vor eine Wand oder einen stabilen Gegenstand. Achten Sie auf einen festen Stand. Ziehen Sie dann alle fünf Zehen Ihres rechten Fußes gleichzeitig nach oben. Während Sie die Zehen gestreckt halten, bewegen Sie sie vorsichtig auseinander, so dass ein Spalt zwischen den einzelnen Zehen entsteht. Achten Sie darauf, dass die erste und die fünfte Zehe leicht nach unten gebogen sind, während die Zehen 2 bis 4 gestreckt bleiben. Halten Sie diese Position für etwa 15–30 Sekunden und atmen Sie ruhig und gleichmäßig weiter. Entspannen Sie dann Ihre Zehen und wiederholen Sie die Übung zwei- bis dreimal.

Für die Extensionsübung der Großzehe bleiben Sie in derselben aufrechten Position wie zuvor, mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Konzentrieren Sie sich auf Ihren rechten Fuß und bringen Sie die große Zehe langsam nach oben, weg vom Boden. Während Sie die große Zehe nach oben bewegen, halten Sie die Zehen 2 bis 5 in einer neutralen Position auf dem Boden. Halten Sie die Spannung für etwa 15– 30 Sekunden, während Sie ruhig und gleichmäßig weiteratmen. Entspannen Sie dann die große Zehe und wiederholen Sie die Übung zwei- bis dreimal.

Für die Extension der Zehen 2 bis 5 halten Sie die große Zehe flach auf dem Boden und ziehen Sie dann die Zehen 2 bis 5 gleichzeitig nach oben, weg vom Boden. Halten Sie diese Position für etwa 15– 30 Sekunden, während Sie ruhig und gleichmäßig weiteratmen. Entspannen Sie dann die Zehen und wiederholen Sie die Übung zwei- bis dreimal.

Übung 3 – Wadendehnung

Um die Wadendehnung an der Wand durchzuführen, positionieren Sie sich etwa einen Schritt von einer Wand entfernt. Platzieren Sie dann Ihre Hände flach gegen die Wand auf Schulterhöhe. Treten Sie mit einem Fuß etwa einen Schritt zurück und halten Sie den anderen Fuß nach vorne. Halten Sie dabei den Rücken gerade und drücken Sie die Ferse des zurückgesetzten Fußes fest auf den Boden.

Beugen Sie das vordere Bein leicht und neigen Sie den Oberkörper langsam nach vorne, während Sie die Ferse des hinteren Beins auf dem Boden halten. Spüren Sie dabei die Dehnung in der Wadenmuskulatur des zurückgesetzten Beins. Halten Sie diese Position für etwa 15–30 Sekunden und atmen Sie dabei ruhig und gleichmäßig. Anschließend wiederholen Sie die Dehnung auf der anderen Seite, indem Sie die Position der Beine wechseln. Wiederholen Sie die Übung mehrmals auf jeder Seite, um die Wadenmuskulatur zu lockern und zu dehnen.

Fersensporn

Fersensporn – Entzündung oder überflüssige Verknöcherung?

 

Rund jeder zehnte Erwachsene macht im Lauf seines Lebens ungewollt Bekanntschaft mit einer schmerzhaften Erscheinung an der Ferse: dem „Fersensporn“. Bei Problemen an dieser Stelle unter der Ferse war auch bislang schnell der Begriff „Plantarfasziitis“ zur Hand, ein entzündlicher Zustand.

Fakt ist: Viele Menschen kennen den stechenden Schmerz beim Aufstehen morgens oder schon nach kurzen Ruhepausen ab 30 Minuten. Wie ein Messer sticht es unter der Ferse, oder als ob man in eine Reißzwecke getreten wäre. Manche beschreiben die Schmerzen eher als Brennen, wie Feuer. Ob nun das Gefühl, auf einen Rosendorn zu treten oder in einen Nagel: Jeder Schritt ist eine Qual. Wer sich überwindet und etwa Joggen geht, kann den Schmerz zeitweise überlaufen und spürt bis zur nächsten Bewegungspause nichts mehr. Dann beginnt das Dilemma von vorne, der Anlaufschmerz ist wieder da.

Fakt ist aber auch: Die schmerzhafte Plantarfaszie ist nicht entzündet, die Wissenschaft spricht inzwischen nicht mehr von Plantarfasziitis, sondern von plantarem, also fußsohlenseitigem, Fersenschmerz. Es handelt sich um ein komplexes Schmerzproblem, das nicht allein auf die Verbindung von Sehnenplatte und Knochengewebe eingegrenzt werden kann.

Um was geht es?

Unter der Ferse verbinden sich die stärkste Sehne des Fußes, die Plantarfaszie, und das Knochengewebe. Die Sehne wird dabei im Verlauf zum Fersenbein hin immer fester und härter, verknöchert sozusagen. Das kann im Röntgenbild aussehen wie ein Haken oder wie der Sporn eines Hühnerbeins. Daher auch der Name „Fersensporn“.

Ein im Röntgenbild sichtbarer Haken im Übergang von Sehne zu Knochen ist aber nicht automatisch schmerzhaft! Nicht bei allen Betroffenen ist der gekrümmte Gewebefortsatz gleichermaßen zu sehen im Röntgenbild, trotzdem kann es dort schmerzen. An einem geöffneten Fuß wäre so ein „Sporn“ übrigens nicht sichtbar! Dort wäre ein robustes Band, die Sehne beziehungsweise Faszie, zu erkennen, die in der Gewebestruktur allmählich in ihren verstärkten Ansatz übergeht. Ein Haken existiert in der Form nicht, und somit auch nichts tatsächlich Scharfes, Stechendes oder Schneidendes.

Sehne hält enorme Kräfte aus

Diese starke Sehne unter dem Fuß hält enorme Spannungen und Belastungen aus, sie federt bei jedem Schritt das gesamte Körpergewicht ab und ist enorm belastbar. Die Zugkräfte beim Springen und Laufen sind nochmals um ein Vielfaches größer und werden bei jedem Auftritt abgefedert. Schritt für Schritt addiert sich das abgefederte Gewicht auch bei einem Spaziergang schnell auf Tonnen. Bei anderen körperlichen Aktivitäten wie Hüpfen oder Laufen potenziert sich die Zahl, und all das dämpft die Plantarsehnenplatte unter dem Fuß normalerweise klag- und problemlos für den Körper ab. Bis aus irgendeinem Grund plötzlich der Anlaufschmerz da ist und man versucht, den ersten Schritt zu vermeiden.

Die Suche nach der Ursache

Die Schmerzen unter der Fußsohle können verschiedene Ursachen haben, die sich alle unter zu hoher Belastung zusammenfassen lassen. Langes Stehen und hohes Körpergewicht mit großem Taillenumfang zählen ebenso zu den Auslösern der Fußsohlenschmerzen wie schnelle Belastungssteigerung beim Sport und am Ende sogar die Schonhaltung selbst. Auch ein Hohlfuß, ganz einfach am nassen Fußabdruck auf dem Boden zu erkennen, kann Ursache für die Plantarschmerzen sein.

Knöcherner Gewebeansatz nicht Ursache für Schmerz

Ob der knöcherne Gewebeansatz der Sehne größer oder kleiner ist, wächst oder sich verringert, hat nach aktuellen Studienerkenntnissen gar keinen Zusammenhang mit den Schmerzen. Verringert sich der Schmerz durch die Behandlung, zeigt sich auf dem Röntgenbild trotzdem nicht immer eine Veränderung des Befundes. Einfluss hat hingegen die mentale Verfassung, ob man sich dem Schmerz hilflos ausgeliefert fühlt. Stress und Begleiterkrankungen haben nachweislich Einfluss auf den „Fersensporn“, ebenso eingeschränkte Beweglichkeit im Fußgelenk und reduzierte Kraft in den verschiedenen Unterschenkelmuskeln. Neuen Studien zufolge scheinen diese Faktoren sogar relevanter zu sein als lokale Faktoren, beispielsweise die Fußhaltung, Senk- und Spreizfuß.

Was hilft?

Schon einfache Maßnahmen können als erste Hilfe für umfangreiche Linderung und Schmerzreduktion beim „Fersensporn“ sorgen. Nachdem die Ursache geklärt ist und der richtige Umgang hinsichtlich Belastung vermittelt, kann die Entlastung beginnen. Dehn-Übungen und eine feste Tape-Bandage zur Schmerzreduktion sind erste Schritte, hochintensives Krafttraining kann im Einzelfall ebenso angezeigt sein. Durch die Kräftigung des umliegenden Bewegungsapparates gehen die Schmerzen zurück, die Sehne wird entlastet und eine Fehlbelastung reduziert oder aufgehoben. Bei langwierigeren und anhaltenden Schmerzen können weitere Maßnahmen wie orthopädische Einlagen oder Stoßwellentherapie angezeigt sein.

Die Ursachen für Ihren Fersenschmerz und begleitende Einflussfaktoren klären wir bei diesem komplexen Beschwerdefeld gerne mit Ihnen. Anhand des Gesamtbildes stellen wir den Therapieplan auf, damit Sie bald wieder schmerzfrei auftreten können.