Leber

Unsere Leber: unterschätztes Stoffwechsel- und Speicherorgan

 

Foto: vecteezy.com

„Dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen“ – vermutlich hat jeder von uns diesen Satz schon mal zu hören bekommen. Ab der Antike und bis weit nach dem Mittelalter glaubte man, dass die Leber der Sitz der Seele, des Temperaments und der Gefühle wie Wut und Ärger ist. Wurde man wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit ärgerlich, musste einem wohl eine Laus über die Leber gelaufen sein. Heute verbindet man die Leber eher mit dem Abbau von Alkohol und Giftstoffen. Dabei übernimmt das faszinierende Organ deutlich mehr Aufgaben in unserem Körper.

Unsere Leber sitzt im rechten Oberbauch und ist zentraler Punkt unseres Stoffwechsels. Alles, was in unserem Magen landet, durchläuft sie und wird von ihr geprüft. Als eine Art „Pforte“ arbeitet sie rund um die Uhr und reguliert, wie viel Zucker, Fett und Eiweiß, aber auch Vitamine und Spurenelemente aufgenommen und zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig verarbeitet und neutralisiert sie alle nicht mehr benötigten Stoffe und bereitet sie zur Ausscheidung vor. Aber sie ist nicht nur ein Stoffwechselorgan, sondern auch ein wichtiges Speicherorgan für Eiweiße, Vitamine und vor allem auch Blut. Mit einem Gewicht von durchschnittlich 1,5 Kilogramm ist sie das schwerste Organ und gleichzeitig die größte Drüse in unserem Körper.

Arbeitet die Leber nicht mehr ausreichend, beginnen wir uns unwohl zu fühlen: Klinische Zeichen wie Infektionsanfälligkeit, Energielosigkeit, Depressionen, Schlafstörungen (denn die Leber arbeitet zwischen 1 und 3 Uhr nachts am aktivsten), Vergesslichkeit, Blähungen oder Völlegefühl im Oberbauch können auf eine eingeschränkte Funktion der Leber hinweisen. Auch Funktionsstörungen im rechten Schulter- und Halswirbel-/Brustwirbelbereich gehören zu den möglichen Symptomen einer Leberfunktionsstörung. Aus osteopathischer Sicht sind die Konsistenz, Größe und Mobilität der Leber wichtig. Ein erfahrener Osteopath kann manuell beurteilen, ob die Leber vergrößert oder zu fest ist. Eine Einschränkung ihrer Mobilität ist ebenfalls ein Indikator für eine Leberproblem. Vor einer osteopathischen Behandlung empfehlen wir, die Funktion der Leber vom Hausarzt oder vom Internisten abklären zu lassen.

Gründe für Probleme mit der Leber

Funktionelle Leberstörungen basieren häufig auf einem ungesunden Lebensstil. Zu wenig Bewegung und zu vieles Sitzen kann zu einer Einschränkung der Mobilität der Leber führen. Mit jedem tiefen Atemzug bewegt sie sich. Diese Bewegung ist wichtig für eine gute Drainage. Aber auch eine einseitige, ungesunde Ernährung belastet die Leber und kann die Größe und Konsistenz und damit ihre Funktion beeinflussen.

Die Leber unterstützen

Wer seine Lebensweise optimiert, tut nicht nur seiner Leber Gutes. Der gesamte Organismus profitiert von Bewegung, gesunder Ernährung und ausreichend Schlaf. Die Leber freut sich über nicht zu große und schwere Mahlzeiten mit wenig Fett und Zucker und das Vermeiden von Giften oder den Körper belastenden Stoffen. Sie ist äußerst belastbar und kann sich – solange noch keine Schädigungen vorliegen – recht schnell erholen. Als einziges menschliches Organ kann sie ihr Gewebe erneuern. Nach einer Verletzung oder Teilentfernung kann sie sogar wieder nachwachsen. Ihre Regeneration ist beeindruckend: Nach zwei Monaten absoluter Alkoholabstinenz können sich nachweisbare Schäden zurückbilden.

Bitterstoffe für die Leber

Bild: azerbaijan_stockers

In vielen Lebensmitteln und Pflanzen finden sich gesunde Bitterstoffe, die den Gallenfluss aktivieren, die Leberaktivität ankurbeln und den Entgiftungsprozess unterstützen. Der Stoffwechsel wird angeregt und die Leber entlastet. Bitterstoffe schützen vor Übersäuerung, stärken unser Immunsystem und fördern die Verdauung.Myriam Faßnacht, unsere Expertin für systemorientierte Ernährungsberatung, rät zu Lebensmitteln wie Rauke, Chicoree, Endiviensalat, Radicchio, Spinat, Mangold, Löwenzahn (als Salat oder Tee), Artischocken, Mariendistel und Grapefruit. Auch äußerliche Anwendungen in Form von Leberwickel wirken entlastend und wärmend auf die Leber.

So funktioniert ein Leberwickel mit Schafgarbe

  1. Schafgarbentee aufbrühen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen
  2. Ein Tuch damit tränken und auswringen
  3. Das Tuch auf die obere, rechte Seite des Bauches legen.
  4. Ein weiteres Tuch und eine Wärmflasche darüber legen
  5. Den Leberwickel ca. 20 bis 30 Minuten wirken lassen