Rund jeder zehnte Erwachsene macht im Lauf seines Lebens ungewollt Bekanntschaft mit einer schmerzhaften Erscheinung an der Ferse: dem „Fersensporn“. Bei Problemen an dieser Stelle unter der Ferse war auch bislang schnell der Begriff „Plantarfasziitis“ zur Hand, ein entzündlicher Zustand.
Fakt ist: Viele Menschen kennen den stechenden Schmerz beim Aufstehen morgens oder schon nach kurzen Ruhepausen ab 30 Minuten. Wie ein Messer sticht es unter der Ferse, oder als ob man in eine Reißzwecke getreten wäre. Manche beschreiben die Schmerzen eher als Brennen, wie Feuer. Ob nun das Gefühl, auf einen Rosendorn zu treten oder in einen Nagel: Jeder Schritt ist eine Qual. Wer sich überwindet und etwa Joggen geht, kann den Schmerz zeitweise überlaufen und spürt bis zur nächsten Bewegungspause nichts mehr. Dann beginnt das Dilemma von vorne, der Anlaufschmerz ist wieder da.
Fakt ist aber auch: Die schmerzhafte Plantarfaszie ist nicht entzündet, die Wissenschaft spricht inzwischen nicht mehr von Plantarfasziitis, sondern von plantarem, also fußsohlenseitigem, Fersenschmerz. Es handelt sich um ein komplexes Schmerzproblem, das nicht allein auf die Verbindung von Sehnenplatte und Knochengewebe eingegrenzt werden kann.
Um was geht es?
Unter der Ferse verbinden sich die stärkste Sehne des Fußes, die Plantarfaszie, und das Knochengewebe. Die Sehne wird dabei im Verlauf zum Fersenbein hin immer fester und härter, verknöchert sozusagen. Das kann im Röntgenbild aussehen wie ein Haken oder wie der Sporn eines Hühnerbeins. Daher auch der Name „Fersensporn“.
Ein im Röntgenbild sichtbarer Haken im Übergang von Sehne zu Knochen ist aber nicht automatisch schmerzhaft! Nicht bei allen Betroffenen ist der gekrümmte Gewebefortsatz gleichermaßen zu sehen im Röntgenbild, trotzdem kann es dort schmerzen. An einem geöffneten Fuß wäre so ein „Sporn“ übrigens nicht sichtbar! Dort wäre ein robustes Band, die Sehne beziehungsweise Faszie, zu erkennen, die in der Gewebestruktur allmählich in ihren verstärkten Ansatz übergeht. Ein Haken existiert in der Form nicht, und somit auch nichts tatsächlich Scharfes, Stechendes oder Schneidendes.
Sehne hält enorme Kräfte aus
Diese starke Sehne unter dem Fuß hält enorme Spannungen und Belastungen aus, sie federt bei jedem Schritt das gesamte Körpergewicht ab und ist enorm belastbar. Die Zugkräfte beim Springen und Laufen sind nochmals um ein Vielfaches größer und werden bei jedem Auftritt abgefedert. Schritt für Schritt addiert sich das abgefederte Gewicht auch bei einem Spaziergang schnell auf Tonnen. Bei anderen körperlichen Aktivitäten wie Hüpfen oder Laufen potenziert sich die Zahl, und all das dämpft die Plantarsehnenplatte unter dem Fuß normalerweise klag- und problemlos für den Körper ab. Bis aus irgendeinem Grund plötzlich der Anlaufschmerz da ist und man versucht, den ersten Schritt zu vermeiden.
Die Suche nach der Ursache
Die Schmerzen unter der Fußsohle können verschiedene Ursachen haben, die sich alle unter zu hoher Belastung zusammenfassen lassen. Langes Stehen und hohes Körpergewicht mit großem Taillenumfang zählen ebenso zu den Auslösern der Fußsohlenschmerzen wie schnelle Belastungssteigerung beim Sport und am Ende sogar die Schonhaltung selbst. Auch ein Hohlfuß, ganz einfach am nassen Fußabdruck auf dem Boden zu erkennen, kann Ursache für die Plantarschmerzen sein.
Knöcherner Gewebeansatz nicht Ursache für Schmerz
Ob der knöcherne Gewebeansatz der Sehne größer oder kleiner ist, wächst oder sich verringert, hat nach aktuellen Studienerkenntnissen gar keinen Zusammenhang mit den Schmerzen. Verringert sich der Schmerz durch die Behandlung, zeigt sich auf dem Röntgenbild trotzdem nicht immer eine Veränderung des Befundes. Einfluss hat hingegen die mentale Verfassung, ob man sich dem Schmerz hilflos ausgeliefert fühlt. Stress und Begleiterkrankungen haben nachweislich Einfluss auf den „Fersensporn“, ebenso eingeschränkte Beweglichkeit im Fußgelenk und reduzierte Kraft in den verschiedenen Unterschenkelmuskeln. Neuen Studien zufolge scheinen diese Faktoren sogar relevanter zu sein als lokale Faktoren, beispielsweise die Fußhaltung, Senk- und Spreizfuß.
Was hilft?
Schon einfache Maßnahmen können als erste Hilfe für umfangreiche Linderung und Schmerzreduktion beim „Fersensporn“ sorgen. Nachdem die Ursache geklärt ist und der richtige Umgang hinsichtlich Belastung vermittelt, kann die Entlastung beginnen. Dehn-Übungen und eine feste Tape-Bandage zur Schmerzreduktion sind erste Schritte, hochintensives Krafttraining kann im Einzelfall ebenso angezeigt sein. Durch die Kräftigung des umliegenden Bewegungsapparates gehen die Schmerzen zurück, die Sehne wird entlastet und eine Fehlbelastung reduziert oder aufgehoben. Bei langwierigeren und anhaltenden Schmerzen können weitere Maßnahmen wie orthopädische Einlagen oder Stoßwellentherapie angezeigt sein.
Die Ursachen für Ihren Fersenschmerz und begleitende Einflussfaktoren klären wir bei diesem komplexen Beschwerdefeld gerne mit Ihnen. Anhand des Gesamtbildes stellen wir den Therapieplan auf, damit Sie bald wieder schmerzfrei auftreten können.